Nach dem Kauf einer Digitalkamera kommen viele Fragen auf zu verschiedenen Fachbegriffen und Einstellungen.
Hier finden Sie zahlreiche Tipps, Tricks und Erläuterungen z.B. zu Blende, Belichtungszeiten, Objektive und Brennweiten, die Entfernungseinstellungen, Bildgestaltung und noch vieles mehr…
Noch ist diese Seite im Aufbau. Es werden nach und nach weitere Tipps folgen.
Weiterführende Informationen erhalten Sie in meinen Seminaren. Gegenüber Online-Kursen können Sie mir persönlich Fragen stellen, alles in der Praxis ausprobieren und zu Ihren Fragen unmittelbar Antworten, Tipps und Tricks erhalten. Außerdem lernen Sie Gleichgesinnte kennen. Gemeinsam zu lernen macht doch viel mehr Spaß als alleine am heimischen Rechner.
Blende, Zeit und ISO
Wenn Sie nicht mehr nur mit der Automatik fotografieren möchten, dann kommen Sie nicht um die Begriffe „Blende“, „Zeit“ und „ISO“ herum. Hier möchte ich Ihnen in kurzen Worten die Bedeutung und die Zusammenhänge erläutern.
Die Blende (Steuerung von Schärfentiefe und optional: Steuerung der Belichtungszeit)
Mit der runden Öffnung der Blende im Objektiv kann die Lichtmenge, die auf den Sensor fällt, begrenzt werden. Entscheidend dabei ist, dass die Lichtstrahlen an den Rändern der Linsen des Objektivs vom Sensor ferngehalten werden. Denn die Lichtstrahlen eines Motivs an den Rändern des Objektivs (also vereinfacht gesagt oben, unten, links und rechts) treffen nicht an der selben Stelle auf dem Sensor auf. Daher entstehen sogenannte ‚Unschärfekreise‘, die, je größer sie sind, für ein unscharfes Bild verantwortlich sind. Die Lichtstrahlen, die näher an der Mitte der Linsen durch das Objektiv verlaufen, haben kleinere Unschärfekreise. Daher steigt auch bei geschlossenerer Blende der Schärfentiefebereich.

Eine schon ziemlich geschlossene Blende eines Objektivs
(c) Josch13 via pixabay.de
An dieser Stelle möchte ich nicht zu tief in die technischen Aspekte eingehen. Nur so viel: Die Blende wird eigentlich in Form eines Bruches angegeben. Da dies aber nur schlecht lesbar ist, schreibt man nur die Zahl unter dem Bruchstrich. Also z.B. Blende f4 oder f8. Gemeint ist damit aber 1/4. oder 1/8.
Nun fragen Sie sich zu Recht vielleicht: Wofür steht aber bitte das ‚f‘? Dies kommt aus dem englischen und bedeutet ‚focal length‘ = ‚Brennweite‘.
Da mit dem Bruch der Kreisdurchmesser der Blendenöffnung angegeben wird, ist eine Verdoppelung des Blendenwertes nicht auch eine Halbierung des Durchmessers der kreisrunden Öffnungen der Blende. Daher gibt es zwischen den doppelt so großen Blendenzahlen immer eine Art ‚Zwischengröße‘. Eine Blendenreihe, die genau pro Schritt eine Halbierung des Durchmessers der Blende beschreibt lautet z.B. f2, f2.8, f4, f5.6, f8 usw.
Eselsbrücken für die Blende und deren Auswirkungen
Eine Blende von 1/2. ist größer als eine Blende von 1/8. der komplett geöffneten Blende des Objektivs (kennen Sie noch das Beispiel des Kuchens und der Teile davon aus der Schule?). Für die Belichtungszeit heißt das, dass weniger Licht auf den Sensor fällt und daher länger belichtet werden muss.
Für die Schärfentiefe im Motiv heißt das, dass bei f8 die Blendenöffnung sehr klein ist und somit viel störendes Licht vom Sensor abgehalten wird. Der Sensor wird quasi nicht so stark vom einfallenden Licht ‚geblendet‘ und kann somit besser ’sehen‘ (vergleichbar, wenn Sie in die Sonne blicken und dann die Umgebung nicht mehr gut wahrnehmen können – wenn Sie mit der Hand dann die Sonne verdecken, können Sie plötzlich alles vor Ihnen usw. viel besser erkennen).
Wichtiger Hinweis: Es sind lediglich Eselsbrücken zum Merken der Zusammenhänge bei der Einstellung der Blende. Die Beschreibungen sind sehr vereinfacht und sind physikalisch natürlich nicht ganz korrekt!
Die Belichtungszeit
Auch wenn heute nur noch selten Negativ- oder Diafilm benutzt wird, so hat sich die grundlegende Technik der Bilderstellung nicht geändert. Auch bei der Digitalfotografie ist die Dauer des Lichteinfalls auf den Sensor für die korrekte Helligkeit im Bild verantwortllich. Wenn wir Fotograf:innen über die Blende die Lichtmenge steuern, dann muss natürlich auch die Belichtungszeit angepasst werden können. Bei der Zeitautomatik (auch „Blendenpriorität“ genannt) der Kamera stellen Sie selbst die Blende je nach gewünschter Schärfentiefe für das Motiv ein und die Kameraelektronik ermittelt die dafür notwendige Belichtungszeit je nach Helligkeit des Motivs. Bei nicht zu hohem Kontrast zwischen hellen Partien und dunklen Partien im Bild liegt die Kamera mit ihren Einstellungen auch fast immer richtig.
Wie ich weiter unten noch näher erläutere, können Sie mit der Zeitautomatik der Kamera auch die Belichtungszeit steuern, wenn diese wichtiger ist als die Schärfentiefe im Bild (z.B. bei Sportaufnahmen, bei Fotos der Kinder oder eines Haustieres usw.).

Hier war eine kurze Verschlusszeit notwenig, um den Motocross-Fahrer scharf abzubilden. Ich nahm somit eine große Blende (hier Blende f5.6) und erhielt automatisch eine schon recht kurze Verschlusszeit. Dazu verwendete ich den ‚A-Modus‘ der Kamera. Zur Sicherheit hatte ich trotz des Sonnenlichts zusätzlich die ISO-Zahl dauerhaft angehoben.
Hinweis: Für diese etwas ungewöhnliche Aufnahme eines Motocross-Fahrers war die große Blende praktisch, da wegen der geringen Schärfentiefe der Blende f5.6 das Absperrband im Vordergrund dadurch komplett unscharf wurde.
Die ISO-Einstellung
Einfluss auf die Belichtungszeit hat auch die an der Kamera eingestellte Lichtempfindlichkeit des Sensors. Diese Einstellung wird mit „ISO“ bezeichnet. Je höher dieser Wert, desto weniger Licht benötigt der Sensor, um ein Motiv hell genug widerzugeben. Praxisbeispiele für das Anheben des ISO-Wertes sind z.B. Sportaufnahmen (weil hier sehr kurze Verschlusszeiten notwendig sind) oder Fotos bei Nacht (z.B. beleuchtete Sehenswürdigkeiten usw.).
Aber Achtung! Je höher der ISO-Wert eingestellt wird, desto stärker treten z.B. Farbfehler im späteren Bild zu Tage, die der Sensor produziert (sog. „Rauschen“). Bei aktuellen Kamerasensoren wird Rauschen ab ca. ISO 3.200 schon deutlich sichtbar. Verwenden Sie eine ältere Digitalkamera, so sollten Sie ggf. keine höheren Werte als ISO 800 einstellen. Eine konkrete Empfehlung kann ich leider nicht abgeben, da jede Fotografin und jeder Fotograf andere Ansprüche an die Bildqualität hat und auch jedes Kamerasensormodell mehr oder weniger rauschen im fertigen Bild hinterlässt.

Diese Aufnahme der Schwanenburg in Kleve wurde bei Sonnenuntergang gemacht. Es enthält viele Motivteile im Schatten. Hier tritt schnell Rauschen auf. Daher ist eine sehr genaue Belichtung sehr wichtig, so dass dunkle Motivteile nicht zu dunkel und helle Motivteile nicht zu hell werden.
Tipp:
Entweder ein Stativ benutzen und einen kleinen ISO-Wert benutzen oder einen hohen ISO-Wert benutzen und später mit spezieller Software das Rauschen im Bild minimieren. Besser ist aber immer, erst garnicht viel Rauschen im Bild zu haben.
Tipp (Zeitautomatik/Blendenpriorität benutzen):
Für Einsteiger bzw. Gelegenheitsfotograf:innen ist aus meiner über 40Jährigen Fotoerfahrung und über 25Jährigen Erfahrung als Dozent die Zeitautomatik (Einstellung A oder Av) die geeignetste. Über die Blende (größer oder kleiner) können Sie die Schärfentiefe (z.B. für Landschaften und Portraits), aber auch die Verschlusszeit steuern (z.B. für Sport, Tiere, Bewegung im Bild). So müssen Sie im Regelfall nur die gewünschte Blende (groß wie z.B. Blende f2.8 für wenig Schärfentiefe und bei Bewegung im Bild oder klein wie z.B. f11 für viel Schärfentiefe bei Landschaften) einstellen. Das ständige Umdenken zwischen den einzelnen Automatiken entfällt. Auch erhalten Sie gegenüber dem manuellen Einstellen aller Parameter einen Vorschlag für die Verschlusszeit, die Sie ansonsten komplett selbst schätzen oder ausprobieren müssten. Gerade bei den genannten Motivgenres hat man aber nicht die Zeit dafür, die Verschlusszeit manuell immer den Gegebenheiten anzupassen.
Hinweis:
Trotzdem müssen Sie natürlich die von der Kamera vorgeschlagene Verschlusszeit im Auge behalten, damit das Bild nicht verwackelt oder bei Sportmotiven das Motiv nicht unscharf wird. Aber das müssen Sie bei jeder Automatik und auch beim manuellen Einstellen beachten. Warum? Na, weil Sie die Blende nicht unendlich öffnen und ohne Stativ die Verschlusszeit nicht unendlich verlängern können. Bei relativ wenig Licht reicht es nicht, z.B. nur eine kurze Verschlusszeit (z.B. für Fotos der Kinder in Bewegung) und die größtmögliche Blende (z.B. Blende f4) einzustellen. Das Bild könnte bzgl. der Verschlusszeit zwar scharf werden, jedoch reicht dann wegen der – für das vorhandene Licht – zu kleinen Blende die Lichtmenge nicht aus. Somit wird das Bild unterbelichtet. Sie müssten in diesem Falle also den ISO-Wert manuell anheben oder dies dann wieder einer Automatik, und zwar der ISO-Automatik überlassen. Gleiches gilt bei Motiven, die viel Schärfentiefe benötigen (z.B. Blende f16). Diese könnten ebenfalls ohne weitere Änderungen an der ISO-Einstellung unterbelichtet oder wegen der langen Verschlusszeit (z.B. bei Sonnenauf- und untergängen ein bis mehrere Sekunden) unscharf werden.
Was ist das Wichtigste beim Fotografieren?
Das mit Abstand Wichtigste beim Fotografieren ist: DAS LICHT.
Die Stimmung im Bild ist immer vom vorherschenden Licht abhängig. Beliebt ist warmes Licht (also orange bis rötlich). Daher gibt es so viele Fotos von Sonnenauf- und untergängen. Aber auch danach bzw. davor hat das Licht einen warmen Farbton. Sie sollten daher die Mittagszeit mit ihrem kälteren Licht besser für die Planung Ihrer Fotos nutzen oder sich einfach ausruhen (falls Sie vielleicht im Sommer für den Sonnenaufgang früh aufgestanden sind).
Fotografieren heißt ja übersetzt „Malen mit Licht“. Ohne Licht keine Fotografie. Und ohne Licht auch keine Stimmungen und Emotionen im Bild.
Daher sagte einmal Georg IR B.
Der Amateur sorgt sich um die richtige Ausrüstung.
Der Profi sorgt sich ums Geld.
Der Meister sorgt sich ums Licht!

Die Belichtungsmessung
Der Dynamikumfang
Wichtig im Zusammenhang mit der Belichtungsmessung ist zunächst der Begriff ‚Dynamikumfang‘. Man könnte auch ‚Kontrastumfang‘ sagen. Der Begriff gibt an, welcher Bereich von Hell und Dunkel in einem Foto tatsächlich auch vom Sensor bei einer bestimmten Belichtungszeit dargestellt werden kann. Zum Verständnis müssen Sie daran denken, dass ja für das ganze Bild nur eine einzige Belichtungszeit genutzt werden kann. Für dunkle Bereiche im Bild ist das ggf. zu kurz (der Bereich wird zu dunkel) und für helle Bereiche im Bild ist das zu lang (der Bereich wird zu hell). Aus diesem Grunde kommt der Belichtungsmessung (korrekte Helligkeit im Bild) neben der Blendeneinstellung (genügend oder auch mal lieber wenig Schärfentiefe im Bild) eine große Bedeutung zu.
Damit quasi irgendwie alles einigermaßen korrekt abgebildet wird, schlägt die Belichtungsmessung eine Belichtungszeit vor, die, wenn man alle gemessenen Helligkeiten zusammenrechnet und dann den Mittelwert nimmt, ein mittleres Grau (18 % Grau) ergibt. Das ist für sehr viele Motive auch genau passend.
Aber was, wenn nun die super helle Sonne mit im Bild ist und der Vordergrund aber – da er ja von der Sonne abgewandt ist – im Schatten liegt? Dann ist der Helligkeitsumfang im Bild größer als der mögliche Dynamikumfang des Kamerasensors. Sie können sich nun sicher denken, dass das zu Helligkeitsproblemen im Bild führt (die Sonne ist weiß, der Vordergrund schwarz – ein Szenario, dass wir nun ganz und garnicht haben wollen).
Lösung (leider nur ein Kompromiss): Sonne oder Vordergrund werden nicht korrekt widergegeben. Damit müssen wir Fotografen und Fotografinnen leben. In allen Bereichen der Fotografie merke ich: Irgendwie hat sich trotz Digitalfotografie gegenüber dem „guten alten Film“ nicht wirklich was geändert. Das ist ohne Bildbearbeitung nicht in den Griff zu kriegen. Es liegt nun an uns als Fotografin oder Fotografen zu entscheiden was uns wichtiger ist: Sonne oder Vordergrund.
Der Lichtwert
Und hier kommt der Lichtwert ins Spiel. Dieser hilft einem zu berechnen, wie man belichten sollte, um den Dynamikumfang voll auszureizen. Er wurde erfunden, um die auf den Sensor (früher Film) auftretende Lichtintensität zu beschreiben, ohne die Belichtungskombinationen (also Blende und Zeit) genau nennen zu müssen. Das ist nämlich nicht nötig, wenn Blende und Zeit immer im gleichen Maße verändert werden. Also Blende kleiner = Zeit länger eingestellt bzw. Blende größer = Zeit kürzer eingestellt ergibt immer die gleiche Belichtung. Der Lichtwert 0 beschreibt eine Lichtmenge, die bei ISO 100, Blende 1 und einer Sekunde Belichtungszeit auf den Sensor trifft (also es ist stockedunkel – aber ist ja nur ein Startwert für die Lichtwertetabelle). Somit wäre bei Lichtwert 1 bei Blende 1 nur noch 1/2. Sekunde zu belichten (also es ist heller) usw.
Hierzu ein Beispiel: Wenn die Belichtungsmessung einen Lichtwert (LW oder EV) von z.B. 14 ergibt, dann könnten alle Bildbereiche, die ihrer Helligkeit entsprechend die Lichtwerte 10 bis 18 haben, noch korrekt abgebildet werden. Der Dynamikumfang des Motivs beträgt somit 10 bis 18 = 8 Lichtwerte. Das können heutige Digitalkameras gut abbilden. Da je Erhöhung des Lichtwertes – die Sonne kommt durch die Wolken – die Blende auch geschlossen werden könnte bzw. je Reduzierung des Lichtwertes – die Sonne wird dann doch wieder von Wolken verdeckt – die Blende vergrößert werden müsste, spricht man umgangssprachlich auch im obigen Beispiel von einem Unterschied von 8 Blenden. Der Begriff Lichtwerte wäre aber eigentlich richtiger und für Einsteiger verständlicher.
Für Berechnungen mit dem Lichtwert, aber auch Berechnungen zur Schärfentiefe bei verschiedenen Blenden, Objektiven und Entfernungseinstellungen und vielem mehr gibt es die App ‚PhotoPills‘, die ich im nächsten Kapitel beschreibe. Bei mir ist sie nicht mehr wegzudenken. Sowas von praktisch. Danke lieber Entwickler!
Planen des besten Lichts/der besten Perspektive
Besondere Fotos entstehen meist entweder per Zufall (seltener) oder nach einer guten Planung (häufiger). Zur Planung der geeigneten Lichtverhältnisse bzw. einer besonderen Perspektive eignet sich die App „PhotoPills“ aus dem Google PlayStore bzw. aus dem Apple AppStore ganz hervorragend. Damit können Sie u.a. den Sonnen- und Mondstand zu jeder Zeit für jeden Ort bestimmen oder auch suchen lassen. Sie kostet einmalig lediglich ca. 11 €. Ich nutze sie sehr häufig und bin von ihr begeistert, weil ich damit auch sehr leicht bestimmte Berechnungen vornehmen kann, die für meine Fotografie wichtig sind.

Bestmögliche Bildqualität an der Kamera einstellen (beim JPG-Format)
Sie als Leserin bzw. Leser werden sich vielleicht gerade denken, dass dieser Hinweis eigentlich nicht nötig ist. Aber meine Erfahrung als Dozent hat gezeigt, dass in jedem meiner Kurse jemand seine Kamera nicht mit der bestmöglichen Bildqualität nutzt.
Daher mein Tipp:
Stellen Sie die vom Sensor genutzten Pixel immer auf die höchstmögliche Anzahl ein. Diese Einstellung nehmen Sie im „Menü“ vor. Außerdem stellen Sie am besten immer die geringste Komprimierung für JPG im Menü ein. Wenn Sie sich unschlüssig über die richtigen Einstellungen sind, dann schauen Sie einfach auf die Anzahl der noch möglichen Bilder. Wenn diese Zahl am kleinsten ist, dann haben Sie die richtige Einstellung gefunden. Denn es gilt: Je mehr Speicherplatz von einem Bild benötigt wird, desto mehr Daten werden pro Bild gespeichert und je besser ist die Bildqualität.
Grundregeln der Bildgestaltung
Wahrscheinlich wird sich ein Steinzeitmensch bereits bei seinen Höhlenmalereien gedacht haben, was sie/er wohin malt. Daher ist heute sehr gut bekannt, welche Bildgestaltung wie auf die Betrachterin bzw. den Betrachter wirkt und was bei ihr oder ihm an Emotionen ausgelöst wird.
Damit Sie also in Ihrem Bild widergeben können, was Sie an dem Motiv so toll fanden, dass Sie es fotografiert haben, sind Grundkenntnisse der Bildgestaltung schon wichtig.
Eine der wichtigsten Gestaltungsregeln lautet: „Vordergrund macht Bild gesund!“
Sie sollten fast immer darauf achten, dass Sie einen passenden Vordergrund im Bild haben. Im vorhergehenden Satz sind die Worte Vordergrund UND passend wichtig. Der Vordergrund soll also zum Motiv passen. Der Vordergrund bringt Tiefe (also einen 3D-Effekt) ins Bild. Nur so werden Entfernungen deutlich und die Betrachterin/der Betrachter des Bildes kann sich mit den Augen im Bild bewegen und erfasst das Motiv nicht sofort in Gänze. Über einen Vordergrund im Bild können auch Größenverhältnisse dargestellt werden (z.B. ein Boot im Fluss vor den Niagarafällen). Zum Vordergrund gehören können auch Äste eines Baumes, unter dem Sie gerade stehen oder sich absichtlich dort hinstellen. Denn mit den Ästen und Blättern können Sie einen wolkenlosen Himmel (der meist im Bild sehr langweilig wirkt) etwas verdecken bzw. spannender gestalten.

Die Blumen im Vordergrund geben dem Bild einen 3D-Effekt. Die Menschen am Strand verdeutlichen Entfernung und Größenverhältnisse
Tipp (zur Vermeidung eines der häufigsten Fehler):
Der berühmte Fotograf Robert Capa sagte einmal: „Wenn deine Bilder nicht gut genug sind, warst du nicht nah genug dran“.
Dieser Ausspruch war von ihm zwar nicht für das Fotografieren von Landschaften, Architektur, Events usw., sondern für die Reportagefotografie gemeint. Dennoch kann man davon eine wichtige Regel der Bildgestaltung auch für sich ableiten:
Auf dem Foto sollten nur Motivteile abgebildet werden, die auch für die gewünschte Bildaussage wichtig sind. Alles andere sollte weggelassen oder verdeckt werden (z.B. wie ein langweiliger Himmel oder eine freie Rasenfläche oder ein steriler Platz in einer Stadt). NUR dann, wenn Sie z.B. zeigen wollen, wie trist und/oder leer es an einem Ort ist, sollten Sie solche Motivteile mit ins Bild aufnehmen.
Anders gesagt: Überall im Bild sollte sich etwas für die Betrachterin/den Betrachter Interessantes befinden. Sobald sich solche Lücken vom gewählten Standort auftuen, müssen Sie ggf. Ihren Standort mit der Kamera und damit die Perspektive verändern (z.B. ein paar Schritte nach links oder rechts oder in die Hocke gehen, Heranzoomen usw.)

Der Rasen im Vordergrund trägt nicht zur Bildaussage bei.

Bei einem engeren Zuschnitt (z.B. durch weiter weg gehen und dann Heranzoomen) fällt der unnötige Rasen im Vordergrund weg.

Hier ist auch eine große Wiesenfläche im Vordergrund. Jedoch verstärkt sie den Eindruck von Weite und durch die Blätter wird die Herbststimmung verstärkt.
Regel 2: Linien führen den Betrachter ins Bild hinein
Ein Foto bildet die Realität ja immer in klein und nur in 2D ab. Daher ist es wichtig, dass der Betrachter bzw. die Betrachterin durch das Bild geführt wird. Wie oben bereits beschrieben, ist ja auch wichtig, dass der Betrachter bzw. die Betrachterin das Foto sich länger als nur ein paar Sekunden anschaut. Umso wichtiger ist es deshalb, interessante Inhalte im Foto zu haben und uninteressante Bildinhalte entweder garnicht erst im Bild zu haben oder mit interesssanten Bildinhalten zu verdecken. Nachfolgend ein entsprechendes Beispiel:

Der Weg leitet den Blick zur Mühle. Der rein blaue Himmel wird durch die Äste abgemildert und der Rasen im Vordergrund auf der rechten Seite enthält Schatten von den Bäumen rechts außerhalb des Bildes
Tipp:
Im obigen Beispiel gilt „Mehr ist mehr!“. Es ist mehr auf dem Bild als nur die Mühle (das Hauptmotiv). Die Umgebung unterstreicht, dass die Mühle irgendwo auf dem Land steht und nicht z.B. mitten in der Stadt. Außerdem weckt die umgebende Natur gute Emotionen. Doch beachten Sie, dass die Umgebung (also das angesprochene ‚Mehr‘) auch tatsächlich zum Motiv passt und für die Betrachterin bzw. den Betrachter von Interesse sein kann.
Tipp zur Bildbearbeitung:
Die Bearbeitung der Fotos am PC hat dazu geführt, dass heute knallige Farben sehr angesagt sind. Früher hätte man dazu einen bestimmten Film mit diesen Eigenschaften gekauft. Heute haben Sie mit Photoshop und co. die Möglichkeit, gezielt das Grün, das Gelb und das Blau zu verstärken und somit die Szenerie noch frischer zu gestalten als sie ggf. vor Ort tatsächlich war.
Unterschiedliche Perspektiven mit verschiedenen Brennweiten
Zoom-Obektive dienen nicht nur dazu, entfernte Motive nah heranzuholen, sondern auch, um bestimmte Perspektiven zu erzeugen.
Je länger die Brennweite wird, desto näher erscheinen einem Motivteile im Hintergrund. Auch der Abstand zwischen dem vorderen und dem hinteren Tor erscheint einem mit zunehmener Brennweite immer geringer. Der Vordergrund (die Geländer rechts und links sowie das erste Tor) ist durch die Vergrößerung des Standortes der Kamera zum ersten Tor so gewählt, dass er fast immer gleich ist.
Die nachfolgenden Bilder des gleichen Motivs machen das deutlich:

24 mm Brennweite

34 mm

68 mm

120 mm
Schlussbemerkungen:
Gute Fotografie lehrt uns, aufmerksamer zu sein und zu sehen. Man nimmt Dinge wahr, die früher an einem vorbeigerauscht sind.
Fotografin/Fotograf ist ein Handwerksberuf – einen Handwerksberuf lernt man nicht in ein paar Stunden. Auch ist eine gute Handwerkerin bzw. ein guter Handwerker nur so gut, wie sie/er an Zeit zum Üben investiert hat. Beim Fotografieren sind neben den Technikkenntnissen zwar keine Fingerfertigkeiten gefragt, aber sehrwohl geistige Fähigkeiten (dabei insbesondere das Sehen, das Interpretieren und die Überlegungen zur Bildgestaltung). Und diese müssen ebenso intensiv geschult (und einstudiert) werden wie Fingerfertigkeiten. Bei Menschen mit einem Talent fürs Fotografieren geht das schneller und bei geringerem Talent muss eben mehr Übungsaufwand eingesetzt werden. Aber jede/jeder kann eine super Fotografin bzw. ein super Fotograf werden. Ganz am Anfang braucht es Durchhaltevermögen und mit der Zeit gehen Arbeits- und Denkabläufe (wie beim Auto fahren lernen bzw. fahren) in Fleisch und Blut über. Der Spaß am Hobby „Fotografie“ und die festgehaltenen Erlebnisse und die damit verbundenen späteren Erinnerungen sind diesen Durchhaltewillen mehr als Wert.